Gemütlich fahren wir mit unserem 10 Tonnen Wohnmobil dem Ufer des Bodensees entlang, geniessen die wunderbare Aussicht und halten gleichzeitig Ausschau nach einem Übernachtungsplatz, wo wir für ein paar Tage, vielleicht auch Wochen bleiben möchten. Wir entdecken ein lauschiges Gartenrestaurant, direkt am See gelegen, von der Terrasse führt eine schmaler Weg zum Wasser, einige Gäste nippen an ihren Drinks während andere sich abkühlen im süssen Nass. Ein Blick auf die Karte verrät, dass der Wirt Wert auf gute Küche legt. Wir parken auf der Strasse und suchen den Chef.
„Hoi Chef, ein schönes Plätzchen hast Du gefunden, mit diesem luftigen Sitzplatz und dem lässigen Garten, momoll. Wir sind mit dem dicken Gefährt da drüben unterwegs und suchen noch einen Ort für die nächsten Tage. Könnten wir bei Dir im Garten parken?, und wenns geht, würden wir auch gerne Deine WC Anlage benutzen.“
„Schönes Mobil habt ihr da! Klar, stellt das Ding einfach irgendwo ab. Bis später.“
Es Witzli, geht natürlich nie und nimmer. Das Restaurant, heisst Cavalo de Fogo, und den Wirt, Gonzalo, gibt es, in Tibau do Sul, südlich von Natal an der Atlantikküste. Einen solchen Stellplatz werden wir wohl nie mehr finden, unglaublich, gigantisch, nettere Leute gibts nicht mehr.
Möne und Alex sind nicht weit weg untergebracht, beide betätigen sich täglich im Wasser, Viola begleitet Alex zum Kitestrand, der nur per Fähre erreicht werden kann. Der Wind, naja; er schwächelt und ist sehr launisch. Trösten tun wir uns mit diversen Leckereien, die das Dörfchen so hergibt: einmal sind es knapp 100 Austern (gegessen von Alex und Oli!), ein andermal trinken wir die Bar des Marcelinhos leer.
Tibau ist ein herziges Dörfchen mit ein paar Beizen und Cafes, ruhig und beschaulich geht es durch den Tag. Ausser Sonntags füllen sich die Barracas am Beach und der betuchte Brasilianer frönt seinem liebsten Hobby, er brettert mit seinem 4×4 dem Strand entlang, nicht ohne sich vorher ein paar Caipis und kalte Skols hinter die Binde gegossen zu haben.
Kaum gekommen, schon wieder gegangen. Möne und Alex werden wieder in der Schweiz gebraucht, Merci für die Zeit zusammen, hat uns viel Spass gemacht!
Den Trennungsschmerz lindert ein Open Air Konzert unserer brasilianischen Lieblingsband, Natiruts, die zufälligerweise in Pipa Halt macht. Das Timing hat nicht ganz gestimmt, angesagt war der Auftritt auf 1830, cool, wie wir sind, kommen wir auf 2000 (die Türen sind noch nicht geöffnet), Konzert geht um 2345 los…
Einen Tag später treffen wir Chantal und Cyril wieder, gemeinsam chartern wir einen Buggy und lassen und durch die geniale Küstenlandschaft fahren. Der zweite Teil der Tour gestaltet sich etwas feuchter, üppige Tropenschauer fegen über uns hinweg. Die Cachaçaria wärmt uns aber wieder gut auf.
Unser Womo braucht natürlich auch Pflege und wir spendieren ihm eine zusätzliche Aluschicht auf dem Dach, damit es drinnen nicht so heiss wird. Zur Abkühlung eine kleine Kitesession in Barra do Cunhaú (zum Windsurfen reicht der Wind leider noch nicht).
Mit unseren beiden Freunden klopfen wir hin und wieder ein Jässchen, faulenzen an den Stränden und lassen es uns gut gehen in den nicht ganz günstigen Restaurants von Pipa. Doch auch die beiden müssen los, bis bald, super, dass wir Euch zwei kennengelernt haben!
Es ist das Los des Reisenden, dass er immer wieder nette Bekanntschaften macht, gar Freunde findet, sich in Landschaften und Orte verguckt, aber eben alles wieder loslassen muss, der Reise zuliebe.
Wir füllen uns etwas verloren, nachem uns erst Möne und Alex, kurz darauf auch noch Chantal und Cyril alleine in Brasilien zurücklassen; aber wir sind tapfer, aufrappeln ist angesagt, wir motivieren uns zum Durchhalten!
Aber alles halb so wild, um ehrlich zu sein…
Lasti packen, der Cavalocrew ciao sagen (fällt uns ganz schwer), der Gonzalo beschenkt uns sogar noch mit zwei Leibchen, die den Aufdruck seines Restaurants tragen, einfach unglaublich!, und weiter gehts, Richtung Norden, dem Wind entgegen.
Ein paar Stunden später fahren wir in São Miguel do Gostoso ein, das etwas zu gross für ein Dorf und doch zu klein für eine Stadt ist. Direkt am Strand werfen wir den Anker, so nah am Wasser waren wir bislang noch nie. Und das Beste: das Windsurf – und Kitecenter von Kauli Seadi (dreifacher Weltmeister im Windsurf – Waveriding) liegt in Rufdistanz.
Eine Stunde vor Sonnenuntergang trifft sich die Fussballgemeinde auf dem Sandplatz und bolzt, bis es dunkel ist. Frischfisch serviert uns Tico, einfach nur herrlich!
Aber ein Parameter will einfach nicht so recht passen, der Wind. Zwar vertreiben wir uns die Zeit mit Beachtennis, doch zum Surfen kommen wir nicht. Da passt ein Geldbeschaffungstag gerade gut rein, wir fahren nach Touros und ziehen eine Nummer in der Banco do Brasil. Die wird geschlagene drei Stunden später aufgerufen, dem Angestellten halten wir Pass und Western Union Transaktionsnummer unter die Nase; der räuspert sich, greift zum Telefon, bespricht sich mit dem Kollegen. „Sorry, Betrag ist zu hoch, Auszahlung nicht möglich, ihr könnt wieder gehen.“ Nicht zu fassen, es ist zum ()!
Die Windsaison ist noch jung und der Wind ziert sich mächtig, deshalb fahren wir eines morgens mit der gesamten Surfstation an einen alternativen Strand, nach Maracajaú. Nach einigen Fehlversuchen finden wir den Strand, respektive die Stichstrasse, welche zum Strand führt. Stichstrasse ist ein grosses Wort, erst muss erst eine prächtige Pfütze durchquert werden, dann wartet die Düne mit losem Sand. Und mit Sand haben wir bereits ein andermal unliebsame Bekanntschaft gemacht.
Aber schliesslich haben wir unser Mobil genau für die Bewältigung solcher Hürden ausgewählt, unser Vertrauen in den Benz lohnt sich, der Platz ist magisch, die Bucht ein Traum. Auch der Wind stimmt, ole! Die Gostosomeute fährt natürlich zurück, wir lassen die Leiter runter und kochen. Die Kühe sind hier die Locals, neugierig werden wir beäugt, die Brasilversion trägt dicke Hörner, wie war das nochmals mit der leicht agressiven, nicht an den Mensch gewöhnten Mutterkuh; die Herde macht aber kehrt, da tauchen schon die nächsten Besucher auf: 7 Rössli trotten an uns vorbei, wow. Die Nacht ist wunderbar ruhig, ebenso der Morgen, herrlich. Hier geht einer unserer Reiseträume in Erfüllung.
Der Wind zickt aber bereits wieder am nächsten Tag, wir beschliessen, weiter Richtung Norden zu fahren, wo es einfach besser bläst.
Beim Frühstück in Kauli’s Station sitzt der Chef nebenan, wir tratschen über unser Womo, und es stellt sich heraus, dass er ein Katamaran besitzt mit Solaranlage. Solaranlage = Solarbatterie, und unsere Solarbatterie gibt so langsam den Geist auf, unser Kühlschrank funktioniert schon seit geraumer Zeit nicht mehr. Kauli weiss, wo wir eine neue Zelle kaufen können, er bittet uns in sein Bungalow, gibt uns die Daten, schreibt sogar ein email an einen Verkäufer. Ein ganz relaxter und angenehmer Zeitgenosse, dieser Kauli; nicht selbstverständlich, wenn Du zur absoluten Weltspitze im Windsurfen zählst. Ciao Gostoso, Ciao Rio Grande do Norte, wir züglen nach Cearà.
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