550 Tage an der Wärme

Carnarvon verlassen wir in den Morgenstunden und nehmen die vorletzte Etappe in Westaustralien unter die Räder, und erneut heisst das Ziel Geraldton, das wir 480km und gute 5 Stunden später erreichen. Sofort fühlen wir uns wieder zu hause, come backs sind einfach eine gute Sache. Der neue Gabelbaum schaffts im zweiten Anlauf in unser Surfgepäck, den ersten konnten wir glücklicherweise wieder zurückgeben, da er einfach zu unstabil und alt war.

Wieder haben wir Glück mit dem Wind und wir packen zum letzten Mal unseren kleinen Geräte aus. Der Coronation Beach macht uns seelig, unglaublich gut sind die Bedingungen, wenn auch für unsere Könnensstufe am äussersten Limit, Wellen in Logohöhe treiben den Puls nett nach oben!
Viola schafft die ersten Wenden mit ihrem Directional und Oli surft plötzlich mit Jaeger Stone auf der selben Welle. Jaeger ist ein Local aus Geraldton und surft im Weltcup, 2014 führte er die Rangliste im Waveriding sogar an…

b31 letzter grab b31 letzte Halse in Geraldton
Je näher der 31. März 2015 kommt, desto schneller fliegt die Zeit. Die zwei Wochen in Gero fühlen sich lächerlich kurz an, aber wir müssen weiter in den Süden, zurück nach Perth, damit genügend Zeit bleibt um unser Auto zu verkaufen und das Surfmaterial zu verschiffen.

Die ultimativen 430km in die Stadt schaffen wir ohne Zwischenfall und checken bei Kurt, der seine Bude über AirBNB vermittelt, ein. East Victoria Park heisst der Stadtteil, für uns ein Glücksgriff, denn alles ist gut zu Fuss erreichbar. Wir schalten Inserate auf den gängigen online Autobörsen und geschalten ein buntes Schild, das wir an die Scheibe des Delica hängen. Genau einen halben Tag vergeht, da werden wir auf dem Parkplatz der Safety Bay von zwei Französinnen angesprochen, eine Woche später ist die Kiste weg!
Dummerweise zieht Cyclone Olmys über Westaustralien und macht neben vielen Bananen – und Mangoplantagen auch den Wind kaputt. Wir sind auf dem Wasser bis zum letzten Zwick; schön wars zum Surfen hier im OZ – Land!

b31 letzter Surftag
Eine Frachtfirma holt unser Surfmaterial ab, das per Container auf dem Schiff in die Schweiz zurück reist, viel Glück auf dem langen Trip, ihr lieben Surfbrettlis, Segel, Kitelis!

b31 letzte AIRBNB-Bude b31 Adieu, liebes Surfmaterial
Auf zu neuen Taten, GST einsacken und mit der Air Newzealand nach Wellington fliegen, wo wir unser Mietauto entgegen nehmen und zu den Colombo Winegrowers nach Martinborough fahren. Und wir kommen gerade recht, kaum vor Ort liegen wir bereits mit Schere und Korb bestückt unter den Pinot Noir Reben und zwacken die Trübelis ab.

b31 Wellington b31 Pinot Noir Vintage
Es ist viel passiert bei Carolyn und Baptist: da wäre mal Monty, der knapp jährige Nachwuchs; weiter ein riesiger Neubau mit Restaurant, Fässliraum, Weinkeller; und natürlich Lulu, die junge Katze, die von Bruno, dem Rastahund, aufgezogen wird!
Wir lernen viel, sehen, wie die Trauben verarbeitet, gepresst, gekeltert, gekühlt werden. Abends versuchen wir, die Winemakers zu bekochen, was mal besser, mal weniger gut gelingt (gemessen an den Ansprüchen, versteht sich!).
Es geht vorwärts mit Worp 5, die 10 Tage verdunsten unbemerkt, Abschied morgens um 4 von der lieben Familie.
Wir erfahren, dass Bruno, Oli’s Lieblingshund, in der Nacht unserer Abfahrt verschwindet (was er nie tut, gemäss Carolyn). Sie finden den Hund am Tag darauf im Dorf, er guckt zusammen mit den Gästen den Cricketfinal, Wellington war ihm dann doch zu weit!

b31 in den Fässern zu Colombo b31 frischer Sauser b31 Raclette
Bangkok benutzen wir, um ein paar Stunden Jetlag zu überwinden. Die vielen gesammelten Flugmeilen tauschen wir gegen einen Flug mit der Swiss in der Buisness zurück nach hause.

„Und, wie war die Reise?“

„Schön.“

b31 Das wars!

 

Gascoyne coast und Ningaloo reef

Wir finden unseren schnittigen Delica unversehrt auf dem Gratisparkplatz des Flughafens Learmonth vor und machen uns auf in die Nordwestecke Australiens, nach Exmouth. Das Städtchen liegt nördlich des südlichen Wendekreises  auf einer langgezogenen Landzunge, welche sich in den Indischen Ozean ausdehnt. Die Westküste ist abgeschirmt durch das Ningaloo reef und beherbergt den Cape Range Nationapark mit seinen zahllosen Buchten, ausgetrockneten Flussläufen und schrecklosen Wildtieren. Leider ist unsere Unterkunft, ein Zeltplatz, der sehr unsauber, teuer und unheimelig ist, ein Dämpfer während unserer Zeit hier oben, aber die tolle Natur und die einsamen Surftage machen dies bei weitem wett. Viola vergnügt sich einmal mehr unter Wasser und betaucht das berühmte Navy Pier.

b30 Surfspot Ningaloo b30 Sany bay b30 lighthouse b30 Achtung Emu's
Es ist Nebensaison, und das im Sommer! Die Hitze ist fabelhaft, jeden Tag locker über 40°, die Nächte sind geradezu brasilianisch. Da bietet es sich natürlich an, einen windfreien Tag für eine Wanderung in den abgelegenen Mandu Mandu gorge zu nutzen. Unsere Wasservorräte sind schnell verbraucht, doch die Aussicht, die vielen Kängurus und Papageien entlöhnen mehr als genug für die erbrachten Strapazen.

b30 Mandu Mandu gorge b30 Mandu gorge trail b30 parrots
Und da wir in bester Wanderlaune sind, hängen wir gleich noch den Trail entlang des Yardie creek an, die südliche Begrenzung des Nationalparkes. Von den brütenden Fischadlern in den Nischen der Felswände ist kein Bild gelungen, zu scheu und zu weit weg sind die Flugkünstler.

b30 Yardie creek
Wir verbringen die Tage ausschliesslich am Strand, lassen uns von der Strömung in der Tourquoise bay über die Korallenberge treiben, legen unsere Spuren in das kristallklare Wasser der Sandy bay und machen Filmaufnahmen für unseren sagenhaften, galaktischen, gigantischen Reisefilm, welchen wir an der welcome back Party in der Schweiz zeigen werden…

b30 Fisch
Wie üblich werden wir von Haien begleitet auf unseren Surfschlägen, ein besonders zähes Vieh treibt unser Puls leicht in die Höhe, denn dieser stattliche Fisch schwimmt ausschliesslich wenige Meter vom Ufer entfernt hin und her, zeigt keinen Respekt von uns und sucht auch nicht das Weite nach besonders nahen Vorbeifahrten unsererseits; den Spot haben wir nicht mehr aufgesucht!

Nach zwei Wochen ziehen wir weiter, zurück in Süden nach Carnarvon. Die Fahrt führt uns an Coral Bay vorbei, wo wir einen Tagesstopp einlegen. Wir checken auf einem Tauchboot ein und shippern hinaus in die Bucht. Die Tauchgänge sind ok, aber der Höhepunkt ist für einmal das Schnorcheln. Hier hausen ungefähr 80 Mantas, die dank dem üppigen Nahrungsangebot das ganze Jahr vor Ort sind.
Um unser Boot zu den Mantas zu führen, startet eine C150 und lotst unser Schiff zu diversen Mantas. Stimmt die Position, dann springt ein Tauchlehrer ins Meer, sucht die Mantas und sobald er einen gefunden hat, werfen wir uns ihm hinterher. Tatsächlich, drei Meter unter uns cruisen die Mantas herum. Ihre Geschwindigkeit ist moderat, so dass wir mit kräftigen Flossenschlägen mehr oder weniger mithalten können. Diese Tiere sind die Wucht!

b30 mantas
Der Tag ist richtig lang: erst die Fahrt von Exmouth nach Coral Bay, 150km, dann von 0830 bis 1630 auf dem Tauchboot, zum Abschluss noch 370km runter nach Carnarvon, wo wir während einer guten Stunde eine dust storm (deutsch?) durchfahren. Völlig erledigt schaffen wir es noch bei Tageslicht ins Motel in Carnarvon, puuu.

Zum Geburi bekomme ich eine super Uhr, die ein GPS integriert hat und einen ganzen Surftag aufzeichnen kann (aktuelle Topspeeds: Viola 45.1 / Oli 45.7). Nix wie los, Premiere hat mein neustes Spielzeug in Carnarvon am Pelican point, da kann mir auch ein futscher Gabelbaum die Freude nicht stehlen!

b30 Oli's Geburisurf in Carnarvon b30 Sandsturm b30 Gabelbaum futsch b30 Carnarvon Pelican point

Game on in Melbourne

Australien und Januar = Australian Open; keine Frage also, dass wir uns die Tennisasse in Melbourne anschauen. Die Wahl des Reisetransportmittels dauert nicht lange, denn es wären von Learmonth im Nordwestzipfel des Landes bis in die Hauptstadt Victorias über 4500 km auf der Strasse; also ab ins Flugi.

Wir wohnen in St. Kilda im südlichen Teil Melbournes und sind begeistert vom Quartier; endlich sind wir wieder in einer Stadt, deren Bars auch noch um 0300 offen sind. Wir besuchen das Tennisturnier an drei vollen Tagen in der ersten Woche und bekommen alle Topstars zu sehen: Fedi (ausgebrannt), Stan (ein Satz mehr gegen den Joker, gopf), Hewitt (immer noch DER Star bei den Aussies), Nole (naja), Nadal (Verhaltensforscher erquicken sich an seinen Ticks), Sharapova (hoffentlich schreit die nur auf dem Court so), Serena (bei der alles ein bisschen üppiger ist) usw.
Die Stimmung im Melbourne Park ist einzigartig, bereits um 1100 zu den ersten games ist die Anlage richtig voll. Während die Spitzenspiele alle in der Rod Laver Arena und dem Margaret Court angesetzt sind, müssen die „anderen“ auf die Aussencourts, so auch Timea Bacsinszky, die sich in der Hitze, im Wind und Lärm abmühen muss.
Schade, dass Stan den Nole nicht schlagen konnte, so muss ich eben Beckers Fresse bis zum bitteren Ende anschauen…

b29 Stan the man b29 armer Fedi b29 Nadal b29 Timea Baczinskyb29 Center court intro b29 Aussenplätze
Yarra Valley heisst das Weingebiet um Melbourne, das wir besuchen und hier und dort ein Gläschen kredenzen. Die Reben liegen in einer sanften Hügellandschaft und werden von 170 Weinbauern gehätschelt.

b29 Yarra Valley1 b29 Yarra Valley2 b29 Yarra Valley3
Wir verlieben uns richtig in Melbourne in dieser Woche, die Stadt ist einfach lässig, sicher, super ÖV, herrliche Promenaden, stylische Gebäude,gutes Essen, Shopping ole; kurz, die Reise hat sich mehr als gelohnt! Wir fliegen zurück nach WA, wo uns das Ningaloo Reef und der Cape Range Nationalpark erwarten, hoffentlich mit gutem Wind und wenig Wirbelstürmen.

b29 Melbourne Luna Park b29 Melbourne by nite b29 Melbourne tram b29 Melbourne Victoria market b29 Melbourne art b29 Melbourne Morgensport b29 Luftaufnahme Swanriver und Fremantle

Wieder bei den Emu’s und Sharks

Regen empfängt uns in Perth, doch wesentlich übler ist, dass der Rucksack von Viola nicht auf dem Gepäckband auftaucht; verständlich, dass die Stimmung im Keller ist, denn auf frische Kleider nach der fünftägigen Reise von Montevideo, über Sao Paulo und Johannesburg, nach Australien hat sich die Dame zurecht gefreut. Wir sacken die 90.- Ärgerdollars bei der South African ein und tätigen ein paar Notkäufe.
Dafür klappt unser Shuttle in die Stadt, Marcel holt uns mit seinem Mitsubishi Delica ab und chauffiert uns ins Hostel. Dieser Wagen entpuppt sich als Perle, denn Marcel möchte ihn gerne verkaufen und wir benötigen genau ein solches Gefährt; schnell werden wir uns einig, zahlen, umschreiben und schon haben wir einen neuen fahrbaren Untersatz!

b28 Marcel und Auto
Viola’s Rucksack kommt am Folgetag auch noch an, jetzt fehlt nur noch unser Jumbosurfbag, den wir für viel Geld von Uruguay nach Australien gefedext haben. Doch der wertvolle Riesensack bleibt cast away, ein angeblicher Streik der US – Zöllner soll die Weitereise von Honolulu nach Sydney verhindern, Ankunft in Perth ungewiss. Also heisst es, Notkäufe #2 zu besorgen, die (leider) etwas kostspieliger sind, weil wir in den Surfshop müssen… Aber sie lohnen sich, denn der Wind stimmt und wir stürzen uns in die Indikfluten. Sonnencreme brauchen wir keine, da die Wassertemperaturen verglichen mit denen Cearàs eisig sind und der Sonnenschutz in Gummiform zum Einsatz kommt, Viola trägt einen Full Rubber Suit, Oli muss sich mit dem Shorty begnügen (brrr)…
An Violas Geburi checken wir für eine nächtliche Böötlifahrt mit Mampf auf dem Swanriver ein und geniessen die farbige Skyline von Perth.

b28 Geburi auf dem Schiff
Mit 10 Tagen Verspätung schafft es unsere Surftasche doch noch nach Westaustralien, der Bag ist futsch, aber alle Bretter, Masten und Segel sind intakt. Wir packen unseren Bus und fahren nordwärts, erster Halt ist Lancelin, wo wir ein paar Tage bleiben.

b28 Lancelin
Um unser ramponiertes Budget zu schonen, wohnen wir nun in kleinen Apartments mit Küche und Frigo und bekochen uns selber. Lancelin haben wir bereits bei unserem ersten Besuch in Australien kennengelernt, ideal also, um sich wieder richtig einzufahren und sich an die neuen Bedingungen zu gewöhnen (Wellen / Strömung / messerscharfe Steine / Haie); Stürze nach missratenen Manövern lösen stets leicht kribblige Gefühle aus…

Nach Lancelin brechen wir Richtung Geraldton auf, dem eigentlichen Windsurf – und Kitemekka in WA. Der Indian Ocean Drive führt uns durch den Pinnacle Desert Nationalpark, einer skurrilen Welt aus Sand und Fels.

b28 Pinnacle3 b28 Pinnacle2 b28 Pinnacle1
Die Festtage über Weihnachten und Neujahr verbringen wir in Geraldton. Das Städtchen ist witzig, weil es nicht auf Touris ausgelegt ist und die üblichen öden 0815 Pubs und Starbucks fehlen. Gero’s Motor ist der grossen Hafen mit seinen monströsen Silos, wo Getreide und Öl gebunkert werden. Surfspots gibts zuhauf, neben dem Point Moore und dem bekannten Coronation Beach besurfen wir auch noch den St. George Beach. Allerlei Prominenz treffen wir hier an, war es in Lancelin Ben Severne himself, der seine neuesten Prototypen ausführte, so sichten wir hier Patrik Diethelm mit Gattin Karin Jaggi.

b28 Point Moore1 b28 Point Moore2 b28 Geraldton Beach b28 Geraldton2 b28 Coronation beachb28 Sylvester
Die ruppigen Bedingungen fordern ihren Tribut, Oli’s Beine und Füsse sehen aus, als wäre er unters Tram gekommen, dazu reisst noch die Strecksehne am kleinen Finger, Riesenärger! Auch Viola kommt nicht zu kurz, als sich eine Leine ihres 12ers löst, bohrt sich eine Stein in ihren grossen Zeh, der natürlich blutet wie ein Grosser! Der Pflaster – und Verbandsbedarf schnellt in die Höhe und das Anbringen von Schienen und Tapes gehört leider zum allmorgendlichen Ritual.

b28 Wegweiser
Das Schicksal will es, dass sich am Tag der Weiterreise nach Denham eine Heatwave über WA legt, dazu wird Oli von einer fetten Grippe geplagt. Bei 42° Aussentemperatur müssen wir während der Fahrt auf Umluft schalten, weil die Luft schlicht zu heiss ist und die Füsse verbrennt! In unserem unklimatisierten Delica schaffen wir es aber bis ins westlichste Städtchen Australiens, das auf einer grossen Halbinsel in mitten des Shark Bay Marine Park liegt.
Omen est nomen, hier teilen wir das Meer mit unzähligen Stachelrochen, Schildkröten, Delphinen und eben auch Haien. Eine nette Dame im Visitor Centre versichert uns aber, dass es in der Shark Bay noch keinen Haiangriff gegeben habe. Bleibt zu hoffen, dass sich die Tiere an diese Tradition halten.

b28 Kalbarri b28 Koalafurz b28 Denham2 b28 Denham1

Denham liegt ca. 700km nördlich von Perth auf dem 26. Breitenkreis, das Wasser ist kuschlig warm und die Anzüge werden wieder gegen Boardshorts getauscht. Der Wind ist gut, ab dem frühen Nachmittag herrschen Gleitbedingungen.
BCF (boating – camping – fishing) ist hier das Lebensmotto, von dem wir uns auch inspirieren lassen, umso mehr, als dass seit nunmehr 15 Monaten eine noch fabrikneue Harpune mit uns herum reist und jetzt der Zeitpunkt gekommen ist, wo wir das Gerät einweihen wollen. Als Spielwiese bietet sich der Francis Perron Nationalpark an, wo es zahlreiche legale Gebiete zum Fischen gibt. Eine Infokarte über den Park, der flächenmässig etwa dem Kanton Basel Landschaft entspricht, warnt Besucher vor den Sandwegen, die nur mit 4×4 befahren werden können. Haben wir ja, inklusive Diffsperren. Das Surfgerödel bleibt zuhause, der Reifendruck wird auf 20 PSI abgesenkt, und los gehts. Erster Halt ist die Big Lagoon, eine traumhafte Bucht, aber hier ist fischen verboten.

b28 Big lagoonb28 Emus
Die Fahrt hierher war schon recht wild, unser Chlapf schaukelt und winselt, wir überlegen uns, ob wir weiterfahren sollen. SICHER, die Harpune muss heute ins Wasser. 40 Minuten später erreichen wir einen Platz, wo fischen erlaubt ist. Oli montiert Flossen, Schnorchel und Harpune und schwimmt mutterseelenallein hinaus ins offene Meer. Das Wasser ist ziemlich eingetrübt, weiter als 200m wage ich mich nicht raus (heisst ja Shark Bay). Nach 30 Minuten ist die Jagd vorbei; nicht einen einzigen Fisch habe ich gesehen.
Die Rückfahrt ist noch abenteuerlicher, wir bleiben zweimal um ein Haar stecken in knietiefen Sandlöchern. Der Mitsubishi gibt alles, er lässt uns nicht im Stich und wir erreichen Denham vor Einbruch der Dunkelheit, juhe!; Resumée: viel Sand, wenig Fisch. Aber Obacht, liebe Fische: I’ll be back.

b28 BCF
Geradezu softymässig ist da der Ausflug nach Monkey Mia, wo Viola einen wilden Delphin füttern darf, bedrängt von zahlreichen Pelikanen, die sich zurecht fragen, warum sie keine Fischli bekommen.

b28 Monkey Mia b28 Pelikans
Wir nutzen das lässige Stehrevier in Denham und so schafft Oli endlich seine langgeübte Sinkerwende, jaja, nicht so spektakulär wie Viola`s Sprünge, aber immerhin….
Über Carnarvon fahren wir weiter bis Learmonth, stellen den Wagen auf den Parkplatz und fliegen los, nach Melbourne, zu den Tennisprofis in die Rod Laver Arena!

b28 Olicruise in Denham b28 Viola4 b28 Viola2 b28 Viola3

 

 

Stats #1

Die WordPress.com-Statistik-Elfen haben einen Jahresbericht 2014 für dieses Blog erstellt.

Hier ist ein Auszug:

Ein New York City U-Bahnzug fasst 1.200 Menschen. Dieses Blog wurde in 2014 etwa 7.500 mal besucht. Um die gleiche Anzahl von Personen mit einem New York City U-Bahnzug zu befördern wären etwa 6 Fahrten nötig.

Klicke hier um den vollständigen Bericht zu sehen.

Abschied von Mensch und Maschine

Icaraizinho hiess unser erster Surfspot in Brasilien, und hier verbringen wir auch die letzten Tage auf dem Wasser. Es ist der Anfang eines langen und melancholischen Trennungsprozesses, wenigstens haben wir für Icarai dies erahnt und budgetieren zwei Wochen Trauer.
Verkürzt wird uns die wehmütige Zeit durch lässige Bekanntschaften.
Zuerst gibt Michael seinen Einstand, ein langjähriger Windsurffreund, den ich schon überall getroffen habe. Momentan legt er grossen Wert auf seine Ernährung, low carb ist on, doch es vergehen wenig Abende ohne das rituelle Aftersurfbier… Leider entscheidet sich der gute Michael zu einer vorzeitigen Abreise, sein Mast geht aber in den Sitzstreik und lässt sich auch von 18 Händen nicht trennen – sein Mast wäre also verfügbar zum Surfen in Icaraizinho!

b26 Michaels Mast
Michi reist ab, da geben sich Didi, Walti, Thomas und Christian die Ehre. Wir lachen viel, geniessen die herrliche Bucht und die fruchtigen Caipis ein letztes Mal. Thomas ergänzt sein Surfequipment aus den Beständen von Oli. Er ist da, der letzte Brasilsurftag; und endet mit einer netten Schwimmeinlage von Oli, da der Mast bricht, unbemerkt von den amigos. Bei schönem Wellengang erreiche ich nach einer Stunde das Ufer, was für ein trister Abgang.
Die Peixada von Dominique und ihre Gesellschaft tröstet uns, até logo!

b26 amigos suiços b26 letzter Sonnenuntergang b26 halbe Portion

Am 1.11.14 fahren wir los mit einem mächtigen Kloss im Hals, rund 4 Monate haben wir in Icarai verbracht; der Abschied ist schrecklich, furchtbar!

b26 5300km Fahrt
Auf uns wartet eine 5500 km lange Fahrt von der Nordostecke Brasiliens in den Süden nach Montevideo. Der Fährtermin für die Rückverschiffung ist mitte November, wir halten uns ran und kutschieren zwischen 10 bis 12 Stunden täglich.
Den ersten Drittel der Strecke kennen wir von der Hinfahrt im 2013, aber ab mitte Bahia befahren wir Neuland. Auch hier verschlingt uns die unendlich grosse, leere Sertão. Es folgen die Pedras preciosas, eine nicht enden wollende vogesenhafte Hügellandschaft im Bundesstaat Mina Gerais; 1000 km kurvige, steile Strassen, an jeder Steigung ein Elefantenrennen. Wir sehen viele LKW Unfälle, meist sind die Brummis von der Strasse abgekommen und umgekippt.

b26 Schilder zum geniessen b26 nightstop b26 Lastibergrennen b26 Windprop b26 Unfall

Auf unserer Route liegen ein paar kleinere Städte, so zum Beispiel São Paulo; 20 Millionen Moloch, grösste City auf der Südhalbkugel, die sich auf einer Fläche so gross wie die Schweiz ausbreitet. Wir lassen uns beraten von einem Paulista, wie da am besten vorgegangen wird. Mittendurch, meint der, Umfahren sei eigentlich unmöglich. Es sei alles gut beschrieben, kein Problem.
Nachdem wir Rio im Norden umfahren haben, rattern wir auf unserer BR-116 mitten ins Herz von São Paulo.

b26 São Paulo
120 km vor dem Stadtzentrum dringen wir in die Betonwüste ein, auf 11 Spuren wird der Verkehr zugeführt. Und siehe da, unser Berater hat Recht gehabt: alles genial ausgeschildert, der Verkehr rollt flüssig dahin, in gerade mal drei Stunden durchqueren wir die Stadt!

Weiter gehts nach Curitiba, Florianopolis und Porto Alegre. Der Süden Brasiliens ist deutlich sauberer und grüner, wir sind baff von den Landschaften, die uns stark an die Schweiz erinnern. Nach der langen Zeit im kargen, sandigen Norden tut der Anblick dieser prallen Vegetation richtig wohl.

b26 Südbrasilien b26 lange Baustelle b26 Landschaft6 b26 Landschaft5 b26 Landschaft4 b26 Landschaft3 b26 Landschaft2 b26 Landschaft1 b26 immer geradeaus b26 Bartli
Nach 7 Tagen erreichen wir Bagé, ein schnuggliges Städtchen an der Grenze zu Uruguay. Vor der Ausreise müssen wir noch bei der Polícia Federal vorbei um unseren Aufenthaltsstatus in Brasilien von irregulär auf legal zu mutieren. Auf dem Posten schickt man uns aber direkt zur Grenze, dort habe es auch einen Beamten, der sämtlich Ein – und Ausreisen mache. Na dann los, 60km später fahren wir in Aceguà, dem Grenzort, ein, finden den Wohnwagen, wo der Polizist drin sitzt – und werden wieder nach Bagé zurückgeschickt, er sei nicht in der Lage, die Sache hier in seinem Kabuff zu bearbeiten. Bagé um zweiten, ja, tatsächlich sei unser Fall etwas speziell und könne nur hier erledigt werden. Es werden uns einige Papiere ausgehändigt, wir bezahlen die Busse und der zweite Anlauf zur Ausreise gelingt. Die Einreise nach Uruguay verläuft ohne Probleme und auch die Zollpapiere für unser Bus erhalten wir umgehend.

b26 Beamtenplatz b26 Ausreise Brasil b26 Einreise Uruguay b26 Zoll Aceguàb26 NAV b26 Lastibüro
Die Schweiz Südamerikas wartet mit Prachtswetter auf und die letzten Kilometer von Melo auf der Ruta 8 nach Montevideo werden zu einer angenehmen Spazierfahrt. Sanfte Hügel, grasende Kühe, ein Schwarm Aras; es ist eine beruhigende Szenerie.
Den Stellplatz von Emmanuel etwas ausserhalb Montevideos finden wir nach ein paar Anläufen. Es ist nur eine Wiese ohne Infrastruktur im Juhe, zum Glück dürfen wir das WC und die Waschmaschine in Emmanuels Haus benutzen.

b26 angekommen in Montevideo

Soweit alles ok, wären da nicht die drei Schäferhunde, denen der soziale Umgang komplett fehlt. Die Hunde sind tagsüber ankettet, in der Nacht sind sie frei auf dem Areal. Frühmorgens, Schüsse, unmittelbar neben unsere Womo. Wir sehen Emmanuel diskutierend mit seinem Nachbarn, einem Pferdezüchter, am Zaun stehen. Einer der Schäfer ist im Morgengrauen ausgebüchst und hat ein altes Schaf beim Pferdezüchter gerissen, worauf der Mann zum Föhn greift und das Hundsvieh abschiessen will. Er verfehlt ihn und will in Zukunft zu robusterem Gerät greifen, einer Schrotflinte! Und das 20m neben unserem Mobil, o Mann.

Als wiege der Abschied von Brasilien nicht schon schwer genug, „müssen“ wir uns kurz vor dem Verschiffungsdatum auch noch von unserem Womo trennen. Denn die Familie, mit der wir betreffend Verkauf des Mobils bereits vor einigen Wochen in Kontakt standen, hat sich nochmals gemeldet. Und dieses mal können wir uns einigen!
Da die neuen Besitzer unseres geliebten Mobils erst in ein paar Tagen in Montevideo ankommen, gibts für uns noch einen unerhofften Uruguayurlaub (5u!).
Wir räumen das Feld bei Emmanuel und fahren 80km ostwärts auf einen Campingplatz (sowas gibts hier!), der von Schweizern geführt wird. Star der Anlage ist Rosi, eine 6 wöchige Bernhardinerdame!

b26 Paraiso Suizo b26 Parilla b26 900 Gramm Lomo b26 in die Kistenb26 Rosy

Hier bereiten wir das Womo für die Familie vor, flicken die Pumpe fürs Scheibenwasser, bauen ein Brett in der Fahrerkabine ein, damit Kindersitze montiert werden können und grillieren herrliches Fleisch auf dem genialen Grill. Wir müssen 6 Riesenkisten, gefüllt mit unserem Hab und Gut, in die CH schicken, doch richtig happig wirds mit dem Surfbag, 78 kg schwer, der nicht als Fluggepäck nach Australien transportiert werden kann. FEDEX hilft, gegen ein kleines Entgelt natürlich…

b26 110kg Post b26 78kg Surfbagb26 Womo verkauft

Der Tag der Ankunft der Familie ist da, wir holen sie am Flughafen von Montevideo ab und machen ein Shuttle in ihr Stadthotel. Viola lasse ich in der Stadt zurück, während ich nochmals nach Brasilien fahre, um den ganzen Papierkram am Zoll zu erledigen. Da Michael, der neue Halter, am Nachmittag noch andersweitig beschäftigt ist, fährt Oli die 350km alleine nach Chuy und übernachtet ein letztes mal im Mobil. Michael gesellt sich spät in der Nacht dazu, gemeinsam ziehen wir die Sache anderntags mit dem Zoll durch und ich fahre ein letztes Mal in unserem Superwomo. Kein schönes Gefühl, nein, ein Scheiss ist das! Die Tränen stehen mir zuvorderst, und das wegen ein paar Tonnen Stahl.

b26 die letzte Nacht b26 das Ende

Viola hat auch einiges erlebt, denn ihr Hotel war überbucht und sie musste umziehen (mit zwei Riesenrucksäcken, einem Riesenkitebag, einem schweren Koffer und zwei Handgepäckstücken!). Wir trauern unserem Womo unglaublich nach, mit langen Spaziergängen durch die pittoreske Altstadt Montevideos trösten wir uns so gut es geht.

b26 Montevideo1 b26 Montevideo2 b26 Montevideo3 b26 Montevideo4 b26 Miniküche b26 Strassenflick b26 Mercato del Puerto2 b26 Mercato del Puerto1
Für die Rückreise, ohne Womo!, nach São Paulo, wo unser Flieger nach Australien abgeht, buchen wir einen Bus, der uns eigentlich in 30 Stunden hinfahren sollte.

b26 Heimat für 40 h

Doch in Joinville, etwa auf halber Strecke gelegen, wird einer der Chauffeure krank und kann nicht mehr weiter fahren. Wir warten über 10 Stunden auf den Ersatzmann und treffen, nach zwei Nächten im EGA – Volvo und insgesamt 40 Stunden im Car, endlich in São Paulo ein.

Damit geht unsere Südamerikatour zu Ende, let’s go OZ, es gibt Schlimmeres.

b26 Buisilounge GRU

 

 

 

 

 

 

Preà und Jericoacoara

Erledigt vom langen Surftag sitzen wir im Restaurant Por do Sol in Preà und verschlingen den grillierten Fisch zusammen mit Reis und Bohnen. Die Szenerie ist beschaulich, drückende Hitze liegt über dem sandigen Platz, der sich vor dem Gasthof ausbreitet, Esel und Rinder trotten durch die Landschaft, auf der Strasse, die nach Jericoacoara führt, donnert alle paar Minuten ein Buggy vorbei, in den Hängematten vor dem Resti schaukeln wohlgenährte brasilianische Körper.
Dann, ein Motorrad brettert mit Überschall durch den losen Sand, leitet eine Vollbremsung ein und verschwindet in einer Staubwolke. Lautes Gezänke geht los, das sich kontinuierlich steigert zu einem veritablen Weibergeschrei. Zwei Rivalinnen sind aneinander geraten ob einer Geschichte um ein verschollenes Handy. Unsere Mäuler bleiben aber offen, als sich die beiden Streithühner plöztlich mit Messer gegenüberstehen. Hysterie pur, es wird mit den Klingen gefuchtelt und um die Wette geschrien.

Auftritt Yvone.

b25 Yvone
Die Wirtin des Lokals tritt zwischen die beiden Kampfdrohnen, nimmt die Messer an sich, setzt die eine wieder in die Hängematte und begleitet die andere zu ihrem Töff, Abfahrt, Ruhe kehrt ein.

b25 Yvonecrew b25 Por do Sol b25 Esel

Über Yvone (sprich:Iwoniii) könnte man einen eigenen Blog eröffnen, sie ist eine sagenhafte Persönlichkeit. Die Kurzfassung lautet wie folgt:

Alter unbestimmt, dürfte aber so um die 35 sein, Mutter von drei Kindern von drei verschiedenen Erzeugern. Zur Zeit lebt sie mit einer Partnerin zusammen und führt das Restaurant Por do Sol, 7 Tage offen, sie ist von frühmorgens bis frühmorgens auf Deck. Da ihr Lokal in der zweiten Reihe Preàs liegt, verkehren hautpsächlich Fischer, Handwerker und Locals. Da kommt es schon mal vor, dass der eine oder andere Kunde richtig flade ist, ums mal nett zu formulieren. Doch Yvone schafft es immer, dass die Jungs weiterziehen oder sich ruhig verhalten. Kein Wunder, ihr Leib ist doch sehr stattlich und das Organ von weither zu hören!

b25 Preàbeach b25 Preà b25 Wasserladen b25 Unabhängigkeitstag b25 LKW im Sand

Wer die CE 085 verlässt und Richtung Preà abbiegt, lernt eine Strassenklasse  kennen, die in den Schweizer Kartensignaturen nicht aufgeführt ist: die breite, quergerippte, staubige Naturstrasse, ein 20 km langes Bandscheibenmassaker. Deshalb fahren wir einmal runter und bleiben insgesamt 5 Wochen vor Ort, parkiert auf dem Vorplatz von Yvone. Unser Wind – und Kitesurfmaterial dürfen wir in einem Beachrestaurant namens La Familia lagern und nach einigen Tagen haben wir unseren Rhythmus gefunden; Aufstehen – Zmorge – Surfen – Znacht bei Yvone – Schlafen.

b25 la Familia b25 la Familia3

Der Wind ist sagenhaft, Viola kitet nur mit dem 7er und dem 5er, Oli surft mit 4.7 und 5.4 tagein tagaus, einfach unglaublich. Der Wind ist ähnlich wie in Icaraizinho, vielleicht etwas konstanter und eine Spur stärker, das Wasser wild und wellig.

b25 Oli bei 7Bf b25 es git nur ein verein

Unser bewährtes Womo gibt noch etwas zu tun, vor allem der vermeintlich Verkauf an eine Familie in Deutschland beschäftigt uns mehrere Tage. Leider müssen wir aus dem Deal aussteigen, schade, es hat nur wenig gefehlt und unser Gefährt hätte neue stolze Besitzer bekommen.
Ebenso muss eine neue Versicherung her. Hier haben wir mehr Glück, denn unsere Versicherungsagentur aus Buenos Aires meldet sich bei uns just vor Ablauf und wir können die Police um ein halbes Jahr verlängern, online, wow!

Nach 3 Wochen nonstop Surfen legen wir einen Break ein und jetten für vier Tage nach Jericoacoara. Unser Womo lassen wir bei Yvone, die uns versichert, dass niemand sich auch nur in die Nähe unseres Fahrzeuges trauen würde, dafür würde sie schon schauen; wir glauben ihr!

b25 Jeri9 b25 Jeri6 b25 Jeri10 b25 Jeri7
Jeri, Kleinstadt auf Sand, busy, magisch, lebendig, international. Olis Board bleibt die vier Tage im Hotel, stattdessen besteigen wir die Hausdüne, begleitet von ein paar anderen!, und sehen die Sonne im Meer verglühen. Die Bucht ist einmalig, im Wasser tummeln sich Schwimmer, Wellensurfer, Windsurfer, am Strand wird gekickt und Capoeira gezeigt, die Caipis an den Strandbuden sind die Wucht. Schnell ist vergessen, dass Jeri das Flair der Surferstadt abgelegt hat und nun einfach eine lässige Ferienoase ist.

b25 Jeri1 b25 Jeri2 b25 Jeri4 b25 Jeri3 b25 Jeri5 b25 Jeri8 b25 Jeri11
Wir sitzen abends am Hauptplatz von Jeri und beäugen die Menschen, da ruft einer:“Gsesch, das isch dä Oli!“ So treffen wir Fabienne und Fritz wieder, die in Davos auf dem Montanastübli wirten. Kennengelernt haben wir uns vor Jahren in Karpathos, auf das stossen wir natürlich an! Den Witz vom Abend lanciert Fritz: Unterschied zwischen einem guten und schlechten Kiter. 1 Woche (Viola lacht nicht so herzhaft….).

b25 Fritz und Fabienne

Neben Jericoacoara sind die Lagunen von Jijoca, die Lagoa Azul und Paraíso, die regionalen Sehenswürdigkeiten. Wir besuchen die Süsswasserweiher, speziell an unserem Ausflug ist das Transportmittel, ein Kleinwagen mit breiten Reifen. Die Fahrt führt ausschliesslich durch losen Sand, aber unser Fahrer bleibt nie stecken, ja, er treibt den PW sogar auf eine Düne, wo wir bestaunt werden von anderen Ausflüglern.
Die Lagunen sind einzigartig, doch es bleibt nicht verborgen, dass die Landschaft ein paar Jahre zuvor noch anders ausgesehen hat, vor allem der Wasserstand ist dramatisch zurückgegangen. Die Einheimischen meinen, dass es nicht mehr regne im Winter, gut möglich, dass es aber noch andere Gründe gibt.

b25 Lagoa Azulb25 Dünenfahrzeug b25 Paraiso b25 Paraiso2 b25 Rössli

In Preà lernen wir Heinz und seine Frau kennen, die unmittelbar hinter dem La Familia, in der Pousada Lotus, wohnen. Heinz ist der Chef einer Kiteschule in Luzern und weilt für ein paar Wochen in Brasilien. Mit seinen Gästen unternimmt er coole Kitesafaris, auf die auch Viola mitgeht. Highlight ist ein 30 km langer Downwinder, den Kities brennen die Beine ganz schön!
Viola nimmt bei Heinz einen Tag lang Unterricht, seither gehen die Sprünge doppelt so hoch. Ein kleines Malheur passiert bei der Übergabe des Kites vom Lehrer zum Schüler, als der Kite sich verselbstständigt und entfliegt. Glücklicherweise landet er unversehrt in einem Feld zwischen Stacheldraht und Bäumen…
Oli bekocht die ganze Gruppe eines Abends, dazu wird Fisch direkt am Strand gekauft. Für 8 Fische sind 8.- CHF fällig, ein Schnäppchen! Doch der Fisch, so belehrt mich Yvone am nächsten Tag, ist nicht zum Kochen geeignet, die Teile stinken und sind pappig, es ist zum Verzweifeln!

b25 Kiteausflug b25 Fischer
Jasmin, die Schwester von Heinz, bringt Viola eine neue Bindung für ihr Kiteboard aus der Schweiz mit, weil die alte einfach mal so gerissen ist.
Und leider neigt sich so langsam aber sicher unsere Womozeit dem Ende zu, die Fähre zurück nach Europa legt am 18.11. in Montevideo, Uruguay, ab. Für die 7000 km lange Fahrt brauchen wir mindestens 14 Tage. Wir werden weiterreisen nach Westaustralien, wo wir bis ende März 2015 bleiben werden.
Damit wir unser Surfgerödel auch ordentlich verpacken können, sind wir seit Monaten am Suchen nach einem geeigneten Surfbag, der flugtauglich ist. Im Rancho do Kite werden wir schliesslich fündig, hurra!

Diese grosse, gehobene Kiteschule beschert uns einen super Abschluss unserer Zeit in Preà. Mitu Monteiro, der vielleicht weltbeste Kiter mit Surfboards, absolviert einen Downwinder von Taiba bis nach Barra Grande und übernachtet in Preà. Wir fangen in ab, für Viola (und mich natürlich) zieht er eine sagenhafte Show am beach ab, Inspiration pur. Und genauso cool ist der Kerl am Strand, wir tratschen mit ihm, er posiert für Fötelis, ein Star zum Anfassen.

b25 Mitu2 b25 Mitu Monteiro Rodeo b25 Mitu

Litoral Este / Oeste

Uruaú im Südosten Cearás heisst unser nächster Stopp. Die Fahrt führt über die Bundesstaatsgrenze zwischen Rio Grande do Norte  und Ceará, die Reiserichtung ist West-Nord-West und obwohl wir nur ein paar Kilometer näher an den Äquator rutschen, verändert sich das Klima spürbar, die kühlen feuchten Nächte weichen einer trockenen Hitze, die erst in den frühen Morgenstunden an Kraft verliert; Schwitzen während dem Schlafen ist wieder Trumpf!

b24 Uruaú b24 Fischverteilzentrum b24 Violaairb24 Jangada

Wir kommen kurz vor dem Eindunkeln in Uruaú an und sind sehr dankbar, dass uns ein Buggyfahrer hilft bei der Suche nach einem Stellplatz. Unser 4×4 wühlt sich durch die weichen Sandstrassen, heilfroh schlagen wir unser Lager direkt am Meer auf.
Der tägliche Dorfhöhepunkt ist die Rückkehr der Fischer in ihren coolen Jangadas, der Fang wird direkt am Strand verteilt und verkauft.
Surftechnisch läuft nicht viel, der Wind ist einfach noch zu lau, Viola führt ihren 12er aus, mehr ist nicht zu wollen.
Unseren hilfsbereite Buggydriver engagieren wir für einen Ausflug in die gigantische Dünen – und Lagunenlandschaft, welche sind hinter Uruaú ausdehnt. Sonst aber spricht uns das Dorf nicht besonders an, vielleicht ist es der abweisende Charakter der Gebäude und Häuser, die wie Minifestungen wirken, vielleicht sind es aber auch die ghettohaften Kitepousadas am Strand. Auch ein hervorragendes Italorestaurant hält uns nicht auf, Treppe einziehen und weiter gehts.

Ohne Hilfe des Navi (!) durchqueren wir Fortaleza, die Stadt kennen wir unterdessen wirklich gut. Die WM Bauten am Iracemabeach sind verschwunden, nichts erinnert mehr an die Fussballfestspiele.

b24 PostWM-Iracema
Die nächsten guten Surftage erleben wir in Cumbuco. Wir waren im Juni mehrmals hier, da war alles noch relaxt und gemütlich, jetzt, anfangs August, setzt der Kitetourismus ein, die Szene wirkt hektischer, das Wasser ist voller. Neben unserem Womo pennen Landstreicher, es wird nicht nur Hasch konsumiert im Ort. Zwei Tage sind genug, trotz gutem Wind  packen wir unsere sieben Sachen und reisen weiter nach Icaraí de Amontada, wo wir im vergangenen Jahr bereits mehrere Wochen verbracht haben.
Und wieder ist es genial hier, alles nett und cool, der Wind stimmt, die Surf-Bedingungen rau und wellig. Das Meer hat sich in den 6 Monaten seit unserem letzten Besuch 10 Meter ins Land hineingefressen, die Massnahmen gegen die Erosion wirken verzweifelt.

b24 Icaraizinho b24 Dominique & Gabriel b24 das Meer kommt

Nach zwei Wochen auf dem Wasser tun uns nicht nur alle Knochen weh, sondern der Viola auch ein Zahn. Es bleibt nichts anderes übrig als nach Itapipoca zu fahren und beim Dentista das Loch für umgerechnet 50.- CHF flicken zu lassen (inklusive Händchenhalten vor der Spritze).

b24 Zahni in Itapipoca

Neben dem brasilianischen Gesundheitswesen lernen wir noch einen anderen Apparat kennen, die Polícia Federal, die für die Visum verantwortlich ist. Zweimal müssen wir nach Fortaleza, um unseren Aufenthalt korrekt zu verlängern. Gelungen ist es nur halbwegs, denn streng genommen sind unsere Tage in Brasilien bereits gezählt und wir müssten ausreisen. Auf unsere Frage, ob wir denn illegal im Land seien, antwortet der Beamte mit nein. Wir strahlen, also doch noch legal? Auch nein, meint er. Aha. Unser Status sei irregulär, erklärt er uns. Jeder Tag über der maximalen Aufenthaltsdauer kostet 8.23 Reis, pro Kopf. Bei der Ausreise würden wir vorgemerkt und bevor die Gebühr nicht bezahlt sei, können wir nicht wieder nach Brasilien – einreisen! Tja, da soll noch einer draus kommen…

b24 Busbahnhof Fortaleza

Egal, wir sind noch drin, im Land, im System. Doch das letzte Drittel unserer Brasilienzeit ist angebrochen, Zeit zum Überlegen, was wir mit unserem Womo anstellen wollen. Wir kreiren ein Plakat, das unsere Verkaufsabsichten manifestiert und hängen es als erste Massnahme an die Frontscheibe unseres Merz. In der Folge werden wir immer wieder angesprochen, ein paar seriöse Interessenten sind durchaus dabei.

Das intensive Wind – und Kitesurfen fordert nicht nur körperlichen Zoll, auch unsere Ausrüstung zeigt Verschleissspuren: Oli’s Trapez bricht, Viola hat ein Loch im Bladder und ein Loch im Kitetuch, dazu ist ihre Bindung des Twintipboards gerissen. Wir können alles reparieren oder ersetzen, doch mehr darf jetzt nicht mehr futsch gehen.

b24 Defekte3 b24 Defekte1 b24 Defekte2

Wir lernen eine nette, sportbegeisterte Familie aus Wien kennen, mit der wir einen amüsanten Ausflug zur Ilha do Guajiru unternehmen. Abfahrt morgens um 0800 in Icaraí, Diego ist unser Fahrer. Doch seine geographischen Kenntnisse reichen gerade mal über den ersten Fluss, nach 5 km ist sein persönliches Navi am Kartenrand angelangt. Nicht so schlimm, dafür hat man ja überall ein paar amigos, von denen einer mit dem Moped eine dreiviertel Stunde vorfährt. An der nächsten Übersetzstelle macht der Hase dann kehrt, Diego stösst ein Gebet nach oben aus. Doch der Empfänger will nicht recht kommunizieren, also wird fortan das Publikum am Strassenrand befragt, mit wechselndem Erfolg. Letztlich benötigen wir für die 40km satte 3 Stunden…
Der Spot am Gezeitenfluss ist schön, weniger für Windsurfer geeignet, weil zu eng, doch für die Kities allemal eine schöne Abwechslung, da das Wasser flach ist. Aber es erinnert zu fest an Cumbuco, alle reden englisch, die Kitepousadas sind gleich „schön“, ausgerichtet auf den Eurogast mit seinen Bedürfnissen.

b24 Ausflug Guajirú2 b24 Ausflug Guajirú1 b24 Ausflug Guajirú3b24 featurebild
Nach etwas mehr als drei Wochen in Icaraizinho reisen wir weiter Richtung Westen, Preà und Jeri sind die nächsten Ziele.

b24 low tide

Rio Grande do Norte

Gemütlich fahren wir mit unserem 10 Tonnen Wohnmobil dem Ufer des Bodensees entlang, geniessen die wunderbare Aussicht und halten gleichzeitig Ausschau nach einem Übernachtungsplatz, wo wir für ein paar Tage, vielleicht auch Wochen bleiben möchten. Wir entdecken ein lauschiges Gartenrestaurant, direkt am See gelegen, von der Terrasse führt eine schmaler Weg zum Wasser, einige Gäste nippen an ihren Drinks während andere sich abkühlen im süssen Nass. Ein Blick auf die Karte verrät, dass der Wirt Wert auf gute Küche legt. Wir parken auf der Strasse und suchen den Chef.

„Hoi Chef, ein schönes Plätzchen hast Du gefunden, mit diesem luftigen Sitzplatz und dem lässigen Garten, momoll. Wir sind mit dem dicken Gefährt da drüben unterwegs und suchen noch einen Ort für die nächsten Tage. Könnten wir bei Dir im Garten parken?, und wenns geht, würden wir auch gerne Deine WC Anlage benutzen.“

„Schönes Mobil habt ihr da! Klar, stellt das Ding einfach irgendwo ab. Bis später.“

Es Witzli, geht natürlich nie und nimmer. Das Restaurant, heisst Cavalo de Fogo, und den Wirt, Gonzalo, gibt es, in Tibau do Sul, südlich von Natal an der Atlantikküste. Einen solchen Stellplatz werden wir wohl nie mehr finden, unglaublich, gigantisch, nettere Leute gibts nicht mehr.

b23 Cavalo de Fogo1 b23 Cavalo de Fogo2 b23 Cavalo de Fogo5 b23 Cavalo de Fogo6 b23 Cavalo de Fogo7 b23 Cavalo de Fogo4 b23 Cavalo de Fogo8b23 Cavalo de Fogo9 b23 Cavalo de Fogo3b23 Cavalo de Fogo_Chef Gonzalo
Möne und Alex sind nicht weit weg untergebracht, beide betätigen sich täglich im Wasser, Viola begleitet Alex zum Kitestrand, der nur per Fähre erreicht werden kann. Der Wind, naja; er schwächelt und ist sehr launisch. Trösten tun wir uns mit diversen Leckereien, die das Dörfchen so hergibt: einmal sind es knapp 100 Austern (gegessen von Alex und Oli!), ein andermal trinken wir die Bar des Marcelinhos leer.

b23 Kitefähre b23 Oystra na praia b23 Marcelinho's Bar

Tibau ist ein herziges Dörfchen mit ein paar Beizen und Cafes, ruhig und beschaulich geht es durch den Tag. Ausser Sonntags füllen sich die Barracas am Beach und der betuchte Brasilianer frönt seinem liebsten Hobby, er brettert mit seinem 4×4 dem Strand entlang, nicht ohne sich vorher ein paar Caipis und kalte Skols hinter die Binde gegossen zu haben.

b23 Tibau do Sul3 b23 Tibau do Sul2 b23 Tibau do Sul1 b23 Tibau do Sul4
Kaum gekommen, schon wieder gegangen. Möne und Alex werden wieder in der Schweiz gebraucht, Merci für die Zeit zusammen, hat uns viel Spass gemacht!

Den Trennungsschmerz lindert ein Open Air Konzert unserer brasilianischen Lieblingsband, Natiruts, die zufälligerweise in Pipa Halt macht. Das Timing hat nicht ganz gestimmt, angesagt war der Auftritt auf 1830, cool, wie wir sind, kommen wir auf 2000 (die Türen sind noch nicht geöffnet), Konzert geht um 2345 los…

b23 Natiruts
Einen Tag später treffen wir Chantal und Cyril wieder, gemeinsam chartern wir einen Buggy und lassen und durch die geniale Küstenlandschaft fahren. Der zweite Teil der Tour gestaltet sich etwas feuchter, üppige Tropenschauer fegen über uns hinweg. Die Cachaçaria wärmt uns aber wieder gut auf.

b23 südlich von Pipa b23 Kokosplantage b23 Cachaçaria

Unser Womo braucht natürlich auch Pflege und wir spendieren ihm eine zusätzliche Aluschicht auf dem Dach, damit es drinnen nicht so heiss wird. Zur Abkühlung eine kleine Kitesession in Barra do Cunhaú (zum Windsurfen reicht der Wind leider noch nicht).

b23 Maintenanceb23 Barra do Cunhaú

Mit unseren beiden Freunden klopfen wir hin und wieder ein Jässchen, faulenzen an den Stränden und lassen es uns gut gehen in den nicht ganz günstigen Restaurants von Pipa. Doch auch die beiden müssen los, bis bald, super, dass wir Euch zwei kennengelernt haben!
Es ist das Los des Reisenden, dass er immer wieder nette Bekanntschaften macht, gar Freunde findet, sich in Landschaften und Orte verguckt, aber eben alles wieder loslassen muss, der Reise zuliebe.
Wir füllen uns etwas verloren, nachem uns erst Möne und Alex, kurz darauf auch noch Chantal und Cyril alleine in Brasilien zurücklassen; aber wir sind tapfer, aufrappeln ist angesagt, wir motivieren uns zum Durchhalten!
Aber alles halb so wild, um ehrlich zu sein…

Lasti packen, der Cavalocrew ciao sagen (fällt uns ganz schwer), der Gonzalo beschenkt uns sogar noch mit zwei Leibchen, die den Aufdruck seines Restaurants tragen, einfach unglaublich!, und weiter gehts, Richtung Norden, dem Wind entgegen.

b23 grünes RN
Ein paar Stunden später fahren wir in São Miguel do Gostoso ein, das etwas zu gross für ein Dorf und doch zu klein für eine Stadt ist. Direkt am Strand werfen wir den Anker, so nah am Wasser waren wir bislang noch nie. Und das Beste: das Windsurf – und Kitecenter von Kauli Seadi (dreifacher Weltmeister im Windsurf – Waveriding) liegt in Rufdistanz.
Eine Stunde vor Sonnenuntergang trifft sich die Fussballgemeinde auf dem Sandplatz und bolzt, bis es dunkel ist. Frischfisch serviert uns Tico, einfach nur herrlich!

b23 São Miguel do Gostoso1 b23 São Miguel do Gostoso3 b23 São Miguel do Gostoso2 b23 Tico
Aber ein Parameter will einfach nicht so recht passen, der Wind. Zwar vertreiben wir uns die Zeit mit Beachtennis, doch zum Surfen kommen wir nicht. Da passt ein Geldbeschaffungstag gerade gut rein, wir fahren nach Touros und ziehen eine Nummer in der Banco do Brasil. Die wird geschlagene drei Stunden später aufgerufen, dem Angestellten halten wir Pass und Western Union Transaktionsnummer unter die Nase; der räuspert sich, greift zum Telefon, bespricht sich mit dem Kollegen. „Sorry, Betrag ist zu hoch, Auszahlung nicht möglich, ihr könnt wieder gehen.“ Nicht zu fassen, es ist zum ()!

Die Windsaison ist noch jung und der Wind ziert sich mächtig, deshalb fahren wir eines morgens mit der gesamten Surfstation an einen alternativen Strand, nach Maracajaú. Nach einigen Fehlversuchen finden wir den Strand, respektive die Stichstrasse, welche zum Strand führt. Stichstrasse ist ein grosses Wort, erst muss erst eine prächtige Pfütze durchquert werden, dann wartet die Düne mit losem Sand. Und mit Sand haben wir bereits ein andermal unliebsame Bekanntschaft gemacht.

b23 Pfütze b23 Pfützentest b23 Pfützendurchfahrt1 b23 Pfützendurchfahrt2 b23 Pfützendurchfahrt3
Aber schliesslich haben wir unser Mobil genau für die Bewältigung solcher Hürden ausgewählt, unser Vertrauen in den Benz lohnt sich, der Platz ist magisch, die Bucht ein Traum. Auch der Wind stimmt, ole! Die Gostosomeute fährt natürlich zurück, wir lassen die Leiter runter und kochen. Die Kühe sind hier die Locals, neugierig werden wir beäugt, die Brasilversion trägt dicke Hörner, wie war das nochmals mit der leicht agressiven, nicht an den Mensch gewöhnten Mutterkuh; die Herde macht aber kehrt, da tauchen schon die nächsten Besucher auf: 7 Rössli trotten an uns vorbei, wow. Die Nacht ist wunderbar ruhig, ebenso der Morgen, herrlich. Hier geht einer unserer Reiseträume in Erfüllung.

b23 Maracajaú2 b23 Maracajaú1 b23 Maracajaú Rössli
Der Wind zickt aber bereits wieder am nächsten Tag, wir beschliessen, weiter Richtung Norden zu fahren, wo es einfach besser bläst.
Beim Frühstück in Kauli’s Station sitzt der Chef nebenan, wir tratschen über unser Womo, und es stellt sich heraus, dass er ein Katamaran besitzt mit Solaranlage. Solaranlage = Solarbatterie, und unsere Solarbatterie gibt so langsam den Geist auf, unser Kühlschrank funktioniert schon seit geraumer Zeit nicht mehr. Kauli weiss, wo wir eine neue Zelle kaufen können, er bittet uns in sein Bungalow, gibt uns die Daten, schreibt sogar ein email an einen Verkäufer. Ein ganz relaxter und angenehmer Zeitgenosse, dieser Kauli; nicht selbstverständlich, wenn Du zur absoluten Weltspitze im Windsurfen zählst. Ciao Gostoso, Ciao Rio Grande do Norte, wir züglen nach Cearà.

b23 Kauli Seadi

Rest der WM

Die Niederlage gegen Argentinien ist ein Schlag ins Gesicht, wir sind betrübt, frustriert, nehmen die tröstenden Worte der Brasilianer gerne entgegen. Die hätten sich wohl nichts lieber gewünscht als ein Aus des Erzrivalen. Leider bildet sich bei uns im Verlaufe der WM eine Argentinien – Intoleranz heraus, und Schuld daran haben einzig die bekloppten Fans der Gauchos, die sich im Gastgeberland komplett daneben aufführen.
Chantal und Cyril verkaufen noch in São Paulo ihre Viertelfinaltickets für Brasília, denn die Flugpreise nehmen unverschämte Dimensionen an. Wir finden einen einigermassen günstigen Flug in die Hauptstadt, aber nur von Natal aus. Deswegen verabschieden wir uns von unserem lieben Freund Carlos, der alleine einen Blogbeitrag Wert wäre, und machen uns zusammen mit Alex auf, um die knapp 600km von Fortaleza nach Natal in unserem Mobil zurück zu legen.

b22 Abschied von Carlos b22 Diner in der Pampa

Die Seleção schauen wir uns zwei Tage später an der Fanmeile Natals an, eine schnucklige, familiäre Installation mit erneut zehntausenden von Zuschauern.

b22 Lounge in Natal b22 Fanmeile Natal
Wir können vor dem Hotel, in dem Alex übernachtet, auf dem Parkplatz bleiben, doch die Nacht ist kurz, denn unsere Maschine nach Brasília startet um 0600. Die Fahrt zum nigelnagelneuen Flughafen Natals gestaltet sich schwieriger als erwartet, war doch bis ende Mai noch der Alte in Betrieb; Beschilderung fehlt und nicht mal im Google Maps finden wir den neuen Platz. Der Parkplatz ist noch so neu, dass zwar die Ticketautomaten und Einfahrtshäuschen bereitstehen, aber noch offline sind; so sparen wir in den ingesamt 5 Tagen, in denen unser Womo dort steht, einige hundert Real!

b22 Schlafen am Flughafen Natal
Wir sind so früh in Brasília, dass noch gar nix offen hat. Eine mehrere hundert Meter lange Taxiwarteschlange schlängelt sich durchs Terminal, die Busfahrer streiken. Wir schlendern verloren durch die Stadt, sind früh am Stadion und drücken den Belgiern fest die Daumen.

b22 Taxischlange Brasilia b22 alles zu b22 Fernsehturm Brasilia b22 vor dem Viertelfinal b22 nach dem Viertelfinal

Bereits im vergangenen Jahr haben wir Kontakt aufgenommen zu einem Campingplatz, der südlich von Natal liegt. Nach unserer Rückkehr vom Viertelfinalspiel planen wir einen mehrtägigen Stopp auf diesem Stellplatz, um mal wieder richtig gesund zu werden (Oli krankt seit Wochen herum) und um unser Heim wieder auf Vordermann zu bringen. Aber eben: ausser ein paar „Fischer“, welche aus einem Forellenteich ihren Zmittag ziehen, ist der Platz verwaist. Kein Restaurant, keine Möglichkeit um vernünftig Kleider zu waschen, kein Laden, kein Internet, einfach nada. Da wir solche Enttäuschungen nun schon ein paar mal erlebt haben, machen wir das Beste daraus und putzen wenigstens unser Mobil richtig heraus, reparieren die Gasleitung, bei der ein Durchflussventil defekt ist und füllen die Wassertanks auf.

b22 Camping1 b22 Camping3 b22 Camping2
Wir ziehen von „Praias Belas“, wo es weder Strände gibt noch schön ist, ab und stationieren stattdessen unser Mobil erneut auf dem Flughafenparkplatz von Natal. Zu unserem letztes Spiel Argentinien – Holland fliegen wir zum zweiten Mal nach São Paulo, treffen am Spieltag Chantal und Cyril, schauen uns das Gekicke im Nieselregen bei kühlen Temperaturen an und da das Wetter auch weiter so bleibt, verlassen wir unser Hotelzimmer, das leider über keine Heizung verfügt, auch in den folgenden Tagen nur kurz zum Essen. Wir sind froh, wieder in die Wärme von Rio Grande do Norte zurück zu reisen.

b22 Halbfinal2 b22 Halbfinal1 b22 Halbfinal3

Ah ja, den zweiten Halbfinal führen wir uns noch zu Gemüte, in einer netten Bar voll mit Flugi-Accessoirs. Für den Final, Pest gegen Cholera (sorry, aber beim Fussball hört jede Nachbarschaftsliebe auf), beziehen wir in Pipa in einer Strassenkneipe die besten Plätze, verstärkt durch Lukas, unbescheidener ZH – Hippster mit Wohnort Hamburg (er ist aber ein netter!), Alex und seiner Freundin Möne konsumieren wir die letzten WM Minuten. Schön wars, diese WM, leider ohne Happy End.

Nun folgt wieder eine lange Zeit mit einem ruhigeren Rhythmus, hoffentlich gutem Wind und viel Surfen. Dazu werden wir in den nächsten Monaten dem Küstenverlauf von Natal bis Jeri folgen und an den besten Spots halt machen.

b22 Halbfinal Fliegerbar b22 Lukas, wir, Möne und Alex